Ausgabe 04 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurzkultur

(T)Räume

Zwischen dem 20. April und dem 12. Mai findet auf dem S-Bahngelände an der Revaler Straße ein Festival der besonderen Art statt: Die „Fabrikantinnen der Jetztzeit" sind ein Netzwerkprojekt von Frauen, das sich aus verschiedenen künstlerischen Richtungen und kulturellen Kontexten zusammensetzt. Während des Festivals wird es Konzerte, Sessions, Ausstellungen, Performances, Filme und Lesungen geben. Das Präsentierte richtet sich an ein gemischtes Publikum, die parallel dazu angebotenen Workshops sind dagegen nur für Frauen gedacht. Wen ein Galerien-Rundgang durch die Auguststraße langweilt, wer das Politische im etablierten Kunstbetrieb vermisst, die (und natürlich auch der) sollte bei einer der diversen Veranstaltungen mal vorbeischauen. Das Eröffnungskonzert mit anschließender Party steigt am 20. April um 21 Uhr. Es spielen „Metrodive", „The King Anabels" und „kokoschka heroin".

„Fabrikantinnen der Jetztzeit", Produzierendes Ausstellungs- und Netzwerkprojekt Festival vom 20.4. bis 12.5., geöffnet Do-So ab 17 Uhr, Stoff- und Gerätelager im RAW-Tempel, Revaler Straße 99, Infos: www.nadir.org/nadir/ initiativ/fabrikantinnen, e-mail: riga35@gmx.de, fon 294 56 86

Sch(l)uss

Der Titel der Ausstellung „Vorher müsst ihr uns erschießen" stammt von einem Transparent auf einer Demonstration im Sommer 1997. Der Innenminister des Landes Brandenburg gab damals bekannt, dass Polizisten von nun an nur noch bewaffnet in Situationen gehen, die zu tätlichen Auseinandersetungen zwischen Hausbesetzern und Polizisten führen könnten. Göran Gnaudschun, der dreieinhalb Jahre lang besetzte Häuser in Potsdam fotografierte, dokumentiert mit seinen Fotos Bestrebungen, dem bürgerlichen Leben zu entfliehen, in einer Gemeinschaft zu leben und anarchistische sowie autonom-demokratische Gesellschaftsmodelle im kleinen Rahmen zu testen. Gnaudschun fotografiert, was unwiederbringlich verloren geht, ihm wichtige Menschen, Dinge und Erkenntnisse. Die Arbeit ist zum Teil autobiografisch, sie zeigt Menschen, die trotz der Gewissheit des Scheiterns an ihren Grundsätzen festhalten.

„Vorher müsst ihr uns erschießen!", Fotografien von Göran Gnaudschun, Fotogalerie am Helsingforser Platz 1, noch bis zum 31.5., Di–Sa 13–18 Uhr.

REIS

Das Thema Tod wird von insgesamt 89 Künstlern der Gruppe MAIS in den Bereichen M wie Malerei, A wie Aktion, I wie Installation und S wie Skulptur formal wie inhaltlich sehr unterschiedlich behandelt. Ein zentrales Anliegen des MAIS-Projekts ist der Austausch zwischen Ost und West, vor allem zwischen Russland und Deutschland. War der Tod die längste Zeit in der abendländischen Geschichte ein vertrauter Begleiter des Menschen und Bestandteil des Lebens, so scheint er heute nicht mehr so recht in unsere moderne und leistungsorientierte Gesellschaft zu passen: Wir sterben in der Regel einsam und der Öffentlichkeit entzogen. Der Eintrittspreis beträgt 1-6 Mark (je nach Würfelglück).

„Tod", Ausstellung der Gruppe MAIS, in einem unterirdischen Bunker am Blochplatz gegenüber des nördlichen Ausgangs der U-Bahnstation Gesundbrunnen, Eröffnung: 21.4. um 21 Uhr, Fr–So 12–21 Uhr (bis 12.5.)

Clinch

Ein Lehrer wird auf dem Nachhauseweg von einer jugendlichen Angreiferin überfallen und beraubt. Er erobert sich seine Aktentasche zurück, verletzt dabei das Mädchen jedoch am Bein. Sie droht ihm mit Vergeltung für seine vermeintliche Brutalität. Aus Angst vor ihren gewalttätigen Freunden fesselt er sie kurzerhand und nimmt sie mit zu sich nach Hause. Klar, dass der häusliche Frieden nun auf der Kippe steht. Das Schauspiel „Clinch" von Alexej Slapovskij hat am 4. Mai im Acud Premiere.

„Clinch" von Alexej Slapovskij, Acud, Veteranenstraße 21, weitere Vorstellungen: 5. + 6., 10. – 13., 18. – 20. Mai, jeweils 20.30 Uhr

Russland-Tuwa-Dakar

In der Alten Kantine auf dem Gelände der Kulturbrauerei findet am 3. Mai ein experimentelles „Weltmusik"-Konzert statt: Vier Musiker aus Russland, Tuwa (gehört genau genommen auch zu Russland, liegt aber schon ziemlich weit im Osten) und Dakar erproben die Möglichkeiten von Jazz, Folklore und neuer Musik. Wie klingt das, wenn sich Akkordeon, Klavier, Kongoma und Xalam (?) miteinander unterhalten?

Knaackstraße 97, 3.5. um 21 Uhr „VERSHKI DA KORESHKI", Alte Kantine auf dem Gelände der Kulturbrauerei, 3.5. um 21 Uhr, Eintritt : 18 Mark (ermäßigt 14)

Wildschwein

Im Mai kann man des abends schon mal draußen beisammensitzen und z. B. ein gegrilltes Wildschwein verspeisen. Am 6. Mai ist jeder herzlich eingeladen, sich für ein kleines Entgelt sattzuessen. Das Wildschwein kommt direkt aus einem bayrischen Wald, leidet also weder an BSE noch MKS. Unter der fachkundigen Anleitung von Grillmeister Gerhard wird es so um die Abendzeit im Hinterhof des neueröffneten Pegasus-Hostels am Spieß gebraten werden.

„Das Große Wildschweinessen", Pegasus-Hostel, Straße der Pariser Kommune 35, 6.5. abends, fon 29351810

Adelig

Im Schlot gibt es mittwochs das Mittwochsfazit. Im Mai ist das Thema der Veranstaltungsreihe der nicht mehr so ganz überzeugend daherkommende Spruch „Arbeit adelt". Bov Bjerg, Manfred Maurenbrecher und Volker Strübing stellen sozialphilosophische Untersuchungen über diese „bizarre Illusion der niederen Stände" vor, begleitet wird all dies mit Songs zu diesem und noch ganz anderen Themen. Was arbeitet der Adel?

„Arbeit adelt" – die bizarre Illusion der niederen Stände", Schlot, Chausseestraße 18, jeden Mittwoch im Mai, jeweils 21 Uhr

Utopia

Fast jeder kennt den Ausspruch „think globally, act locally". Doch nur wenige werden wissen, dass er vom amerikanischen Architekten, Designer, Autor und Forscher Buckminister Fuller stammt. Fuller gilt als ein „Prophet der globalen Bedürfnisbefriedigung durch den technischen Fortschritt" und als ein Proklamateur einer ökologisch wie ökonomisch sanften Revolution. Nach der Herausgabe eines Katalogbandes über sein utopisches Werk, widmet sich der zweite soeben bei Lars Müller Publishers erschienene Band nun den Texten des Aktivisten Fuller.

Die Buchvorstellung ist am 26. April um 20.30 Uhr in der Buchhandlung PROqm, Alte Schönhauser Straße 48.

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