Ausgabe 04 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Tatbestand Geheimbund

Verborgene Machenschaften in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien?

Aus der Definition der Geheimbünde:

„In der Regel dienten sie dem schönen Zweck, die Aufklärung und Veredelung des Mitmenschen zu pflegen und zu fördern, die Befreiung der geknechteten Menschheit von geistigem, politischen und sozialen Druck herbeizuführen. Es ist jedoch auch nicht in Abrede zu stellen, dass ihre Ziele häufig höchst unlauterer, ja unsittlicher Natur gewesen sind, dass hinter dem dichten Schleier des Geheimnisses eitel Rang- und Titelsucht ihr arges Wesen trieben, dass gedankenlose Köpfe sich kindlich ergötzten an hohlen Phrasen, inhaltsleeren Zeremonien und Symbolen. Es ist ferner bekannt, dass nicht selten notorische Betrüger, revolutionäre und phantastische Elemente und katilinarische Existenzen der schlimmsten Art solche Genossenschaften gegründet oder sich in bereits vorhandene hineingedrängt haben, um sie ihren eigenen, frivolen Interessen dienstbar zu machen. In solchen Fällen überwucherte das geistige Unkraut schnell die guten Elemente und führte entweder den vollständigen Verfall des Bundes herbei, oder aber eine energische Reaktion setzte zur rechten Zeit dem ruchlosen Treiben ein Ziel..." Zitiert aus der Einleitung Dr. Georg Schusters, „Die geheimen Gesellschaften, Verbindungen und Orden" 1905 (Lizenzausgabe für Fourier, 1995, S. 2)

Mag dieses Zitat ein wenig wunderlich klingen, sei dies der Zeit seiner Entstehung geschuldet. Nicht weniger gültig als damals ist allerdings die Botschaft, dass jegliches Projekt des Menschen, wenn nicht vom Geld, im Laufe seines Bestehens von seltsamen Missverständnissen gefährdet wird.
Die Aufstellung einfacher Gesetze könnte hilfreich sein. Hier sei wiederum auf die Geschichte der Geheimbünde zurückgegriffen. Aus den Gesetzen des Amicisten-Ordens (Ende des 18. Jh. in Jena gegründet):

„...3) Jeder bemühe sich, nicht bloß ein rechtschaffender Mann zu scheinen, sondern es auch in der That zu sein. 4) Jeder beobachte den anderen und benachrichtige den L-Meister, wenn einer unmoralisch und lieblos gehandelt und dadurch den Endzweck unseres Ordens untergräbt, oder verweise ihn selbst, wenn er Freund genug ist, um nicht zurückgewiesen zu werden. 5) Jedes Mitglied ist verbunden, so oft es Zeit und Musse hat, ein Produkt seines Geistes zu liefern. Die Materie sei philosophischen, ästhetischen oder auch anderen Inhalts, wenn sie nur allgemein interessiert. Vorzüglich aber über philosophische Moral. Der Styl kann poetisch oder Prosa sein... 9) Wer mit einem Bruder Händel anfängt, zumal vor Fremden ihn mit dummen Jungen, niederträchtigen Menschen oder anderen Schimpfnamen belegt, oder gar Maulschellen anbietet, wird mit einer starken Geldstrafe belegt. Die nämliche Strafe bekömmt der, welcher ausschlägt...12) Bei geheimen Zusammenkünften muss Jeder erscheinen und zwar pünktlich, sobald es ihm der Ordensmeister ansagen lässt. 13) Jeder junge Mann, der aufgenommen werden soll, muss Verstand und gutes Herz haben , aber auch den gehörigen Fleiss und die erforderliche Liebe für die Wissenschaften. Übrigens kann keiner anders, als mit Bestimmung aller recipiert werden." Ebda, S. 221a.

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