Ausgabe 09 - 2000berliner stadtzeitung
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"Ich laufe als Außenseiter - und dann noch die verkehrte Strecke"

Zum 70. Geburtstag von Adolf Endler liegen seine Gedichte vor

Er taugte weder zum DDR-Staatsdichter, noch zum Dissidenten. Adolf Endler war immer ein poetischer Anarchist, auch so etwas wie ein Geheimtip, bis er dann in den neunziger Jahren als "Tarzan am Prenzlauer Berg" ein größeres Publikum erreichte. Jetzt gibt es sogar einen repräsentativen Querschnitt durch sein lyrisches Werk im Suhrkamp-Verlag.

Mit 25 Jahren ging der 1930 in Düsseldorf geborene Endler in die "kunstfreundlichere DDR". Für einen Kommunisten war das Rheinland der fünfziger Jahre kein Honigschlecken. 1963 entstanden dann die ersten Gedichte, die er heute noch gelten lässt und die Eingang in das Suhrkamp-Buch fanden. Was an dieser Gedichtauswahl aus 35 Jahren vor allem frappiert, ist die Vielzahl der Formen, derer sich Adolf Endler bedient. Neben Montage-Texten und kalauernden Petitessen steht formal kunstvoll Gearbeitetes, auch Gereimtes. Der Autor lässt sich auf nichts festlegen. Das ist seine Stärke. Es gilt den Lyriker Adolf Endler zu entdecken, in seinen Widersprüchlichkeiten, Höhenflügen und Bauchlandungen. Man kann das jetzt auch mit einer CD, auf der Endler eine Auswahl aus dem Band Der Pudding der Apokalypse liest- ein Vergnügen, zählt er doch zu den wenigen Autoren, die lesen können. Über den Dorotheenstädtischen Friedhof dichtete er 1985: "Hier anzukommen, nach wie vor gilt es der Geisteswelt (auch mir) als lohnendes Lebensziel!" Damit sollte sich Endler aber noch Zeit lassen, zumal wir auf eine Wiederauflage seiner Lesereihe im Cafˇ Clara hoffen, die ein wohltuender Akzent im nur quantitativ beeindruckenden Berliner Literaturleben war.

Florian Neuner

Adolf Endler: Der Pudding der Apokalypse. Gedichte 1963-1998. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1999. 36 DM, auch als CD im HörVerlag, München. 29,90 DM

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  Ausgabe 09 - 2000