Ausgabe 06 - 2000berliner stadtzeitung
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Ein Hundejob

Hunde besuchen alte und kranke Menschen

Der Kontakt mit Tieren kann Lebensfreude vermitteln - wenn es sich nicht gerade um einen Kampfhund handelt, der im besten Fall "nur" Angst und Schrecken verbreitet. Doch nicht über diese, sondern über Hunde, die einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen, soll berichtet werden: den Besuchshunden des Vereins "Leben mit Tieren."

Wissenschaftliche Studien, insbesondere aus den USA, belegen, dass der Einsatz von Tieren als "therapeutisches Hilfsmittel" bei alten, kranken oder behinderten Menschen sinnvoll ist. Aber auch der ganz normale Alltagskontakt mit Tieren erzielt positive Wirkungen bei diesen Menschen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse hat "Leben mit Tieren" seit 1988 auf den Grünflächen von vier Berliner Seniorenheimen und Krankenhäusern "Mensch-Tier-Begegnungshäuser" aufgebaut. Dort können die Senioren Esel, Schafe und Ziegen füttern und Streicheln oder sich einfach an ihrem Anblick erfreuen.

Ab Januar 1994 baute der Verein in Zusammenarbeit mit dem Psychologie-Institut der Freien Universität einen Besuchsdienst mit Hunden in Seniorenheimen und Krankenhäusern in Berlin und Umgebung auf. Dabei besucht eine Hundehalterin wöchentlich einmal für etwa eine Stunde mit ihrem Hund eine Station. Dieser Besuch kann in unterschiedlicher Form gestaltet werden, zum Beispiel als Streichelgruppe: Bei den fünf bis sieben Teilnehmern dieser Gruppe "handelt es sich vorwiegend um Menschen mit hirnorganischen Störungen. Die Hunde werden gestreichelt, geknuddelt und mit Leckerchen gefüttert, alles unter Anleitung bzw. unter der Beobachtung der Hundehalterin. Dem bei alten Menschen oft schon lange vermißten Bedürfnis nach Wärme und Zärtlichkeit wird hier besonders stark nachgekommen. Zudem übt sich automatisch die Feinmotorik der Hände, was daran erkennbar ist, daß bei Projektbeginn einige alte Menschen nicht mehr imstande waren, die Hunde in der für die Tiere angenehme Art und Weise zu streicheln. Das Streicheln konnte nur sehr linkisch, unkoordiniert und grob ausgeführt werden. Im Laufe der Monate hat sich die Feinmotorik gut geübt, so daß ein Bewegungsfluß beim Streicheln erkennbar ist", heißt es im Leitfaden des Hundebesuchsdienstes.

Die pensionierte Tierärztin Brigitte Seifert beteiligte sich von Anfang an am Hundebesuchsdienst. Mit ihrem Hund Biggy geht sie jede Woche in ein Pflegeheim. Über diese Besuche hat sie Tagebuch geführt; die Tagebuchnotizen der ersten anderthalb Jahre hat der MariPosa-Verlag unter dem Titel "Ein Job für Biggy" veröffentlicht. Die Lektüre vermittelt einen Eindruck davon, welche Bereicherung der Besuch eines Hundes für die alten Menschen darstellt. Es wird aber auch deutlich, daß der Kontakt mit alten und einsamen Menschen für die Hundehalterin manchmal anstrengend und belastend ist.

Das Buch ist allen zu empfehlen, die sich für die Lebensrealität in Seniorenheimen interessieren. Vor allem ist es aber für Hundehalterinnen und -halter interessant, die sich vorstellen können, sich am Hundebesuchsdienst des Vereins "Leben mit Tieren" zu beteiligen.

Genauere Informationen über den Hundebesuchsdienst und welche Anforderungen Hund und Halterin erfüllen müssen enthält der Leitfaden "Der Hundebesuchsdienst des Vereins Leben mit Tieren e.V."
Detlef Kundt

Brigitte Seifert: Ein Job für Biggy, MariPosa-Verlag, 12 DM, Leitfaden "Der Hundebesuchsdienst des Vereins Leben mit Tieren e.V.", MariPosa-Verlag, 10 DM, erhältlich beim Verein Leben mit Tieren e.V., Teltowkanalstraße 1, 12247 Berlin, fon/fax 76 94 10 92.

Der MariPosa-Verlag hat weitere belletristische und Sachbücher zu Hunden herausgegeben: MariPosa-Verlag, Ursula Strüwer, Winterfeldtstr. 58, 10781 Berlin, fon 215 74 93, fax 215 95 28

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