Ausgabe 06 - 2000berliner stadtzeitung
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NPD wirbt um DDR-Kader

Die NPD charakterisiert sich als "moderne und revolutionäre Partei"

Nach der Regierung ziehen noch weitaus unangenehmere Zeitgenossen nach Berlin: z.B. die NPD, die vor einigen Monaten ihre Bundeszentrale von Stuttgart in die Köpenicker Seelenbinderstraße verlegte. Diesen Umzug versucht die NPD offenbar auch dazu zu nutzen, ihre öffentliche Präsenz in Berlin zu erhöhen. In diesem Jahr veranstaltete sie bereits drei Demonstrationen mit zunehmend wachsenden Teilnehmerzahlen, zuletzt am 1. Mai in Hellersdorf.

In den letzten Jahren war die NPD sehr erfolgreich bei der Gewinnung neuer Mitglieder - insbesondere in Ostdeutschland. Das liegt zum einen daran, daß die NPD die jahrelang offiziell propagierte Abgrenzung gegenüber den neo-nationalsozialistischen, gewalttätigen Gruppen aufgegeben hat und offen mit diesen kooperiert. Zum anderen aber an der verstärkten ideologischen Ausrichtung der NPD auf einen Antikapitalismus von rechts. In einem Flugblatt charakterisiert sich die NPD als "moderne und revolutionäre Partei" die sich den "Politikern des internationalen Großkapitals entgegenstellt". Zugleich bietet sich die NPD als Alternative für jene an, die die kapitalistische Bundesrepublik nach wie vor ablehnen und von der realpolitischen "Ankunft" der PDS in der BRD enttäuscht sind: "Wir Mitglieder der NPD stehen zur ganzen deutschen Geschichte und auch zur Geschichte der DDR. Die Mehrheit unserer Mitglieder ist im achten Jahr des Beitritts der DDR zur BRD der Meinung, daß die DDR das bessere Deutschland war. Wir wollen deshalb die positiven Erfahrungen aus der DDR in die deutsche Politik einbringen. Unsere Partei ist deshalb offen für alle Bürger, und wir fordern ehemalige Hoheitsträger und Führungskräfte der DDR auf, in unserer Partei mit ihrer Sachkunde und ihrem politischen Kritikvermögen zu wirken."

Zu dieser politisch-ideologischen Entwicklung der NPD in den letzten Jahren hat das DGB-Bildungswerk Hessen eine Broschüre herausgegeben. In einer ausführlichen Einleitung zu der Dokumentensammlung wird der Frage nachgegangen, wie linke und fortschrittliche Politikvorstellungen zu wesentlichen Bestandteilen eines Sozialismus oder Antikapitalismus von rechts werden können. Dieser Umwandlungsprozeß wird auch von Personen wie Horst Mahler (ehemaliges SDS- und RAF-Mitglied, heute nationalistischer Aktivist) oder Michael Nier (In der DDR Direktor des Institutes für Gesellschaftswissenschaften an der Hochschule Mittenwerde und Professor für dialektischen und historischen Materialismus) vorangetrieben.
Detlef Kundt

Die Broschüre "Die NPD und ihr nationalrevolutionäres Umfeld - Materialien zur neueren ideologischen Entwicklung" kostet 10 DM + 3 DM Porto und kann bestellt werden beim DGB-Bildungswerk Hessen, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77, 60329 Frankfurt am Main, fax 069/27 30 05 66, E-mail: Bildungswerk@Hessen.dgb.de

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