Ausgabe 03 - 2000berliner stadtzeitung
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Fünfgeschosser gegen Blumenwiesen

Geplanter Park an der Schwedter Straße droht verbaut zu werden

Kaum steht die Natur wieder vor der alljährlichen Erneuerung, scheint sich auch auf den Schreibtischen im Be-zirksamt wieder etwas in Bewegung zu setzen.

Auf der offenen Bürgerversammlung am 8. März in der 1. Haupt- und Realschule in der Kastanienallee 82 wurden sowohl die Entwicklungen seit dem vergangenen Jahr als auch erste Ergebnisse bezüglich der Sanierungszieländerung für die Grundstücke Schwedter Straße 37-40 ausführlich erörtert und den über hundert anwesenden Anwohnern nahegebracht. Die ursprüngliche Sanierungsfestlegung für das Areal sah eine Nutzung als Schule bzw. Kindertagesstätte vor. Mit dem kontinuierlichen Fortzug von Familien mit Kindern in die wie Pilze aus dem Boden schießenden Fertighaussiedlungen vor allem im südlichen und nördlichen Umland, verringerte sich der Bedarf an Bildungsneubauten in den innerstädtischen Wohngebieten zunehmend. Allein im letzten Jahr hatte der Bezirk erneut hohe Abwanderungszahlen zu beklagen.

Für das 1971 mit Gewerbeflachbauten bebaute Grundstück hat der Bezirk nun einen potenziellen Investor vorzuweisen. Die bereits in einem Gewerbehinterhof in der Kastanienallee ansässige Firma aus dem biotechnischen Bereich plant mit dem Bezirk die Gründung einer Entwicklungsgesellschaft für die Bebauung des Grundstücks. Wie aus den Plänen hervorgeht, sollen zwei Drittel des 12 000 Quadratmeter umfassenden Areals mit bis zu fünfstöckiger Mischbebauung und einer Nutzungsfläche von rund 20 000 Quadratmetern und einer zweigeschossigen Tiefgarage für rund 1000 Stellplätze verbaut werden. Der verbleibende Seitenstreifen könne vielleicht als Grünfläche öffentlich durch die Anwohner genutzt werden. Ansonsten sieht die Planung die Bebauung mit Stadtvillen vor.

Der ursprünglichen Idee der Bürgerinitiative "Schwedter Stadtpark", das Gebiet insgesamt als Freifläche zu erhalten und als "Park im Stadtteil" längerfristig gemeinsam mit den Anwohnern zu entwickeln, sind somit zahlreiche Kubikmeter betonumhüllter und überteuerter Gewerberaum entgegengestellt. Ihre Vermietung und sinnvolle Nutzung sind aufgrund des Leerstandes fragwürdig. Einer Förderung des Quartiers als auch in Zukunft attraktives Wohngebiet für möglichst viele Nutzergruppen kommt der Bezirk somit nicht nach. Stattdessen droht einer der letzten "umwohnten" Freiflächen das Aus durch planerisch undurchdachte Verdichtung.

Mit einem erneuten Antrag zur Sanierungszieländerung wird sich die Bürgervollversammlung des Bezirkes noch Ende März befassen.

Stephan Eßwein

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