Ausgabe 02 - 2000berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Bremer Höhe: Genossenschaft sucht Mitglieder

Große Resonanz fand die Gründungsversammlung der Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe. Mehr als 50 Mieterinnen und Mieter der Wohnanlage zwischen Schönhauser und Pappelallee im Prenzlauer Berger Sanierungsgebiet Helmholtzplatz trugen sich als Gründungsmitglieder ein. Wie in der Januar-Ausgabe des scheinschlag berichtet, gründete sich im November letzten Jahres die Genossenschaftsinitiative, als die ersten Informationen über den Verkauf ihrer Wohnanlage bekannt wurden. Im Dezember schloß die WiP zwar einen Kaufvertrag mit dem "Bauverein zu Hamburg", der die Wohnungen in Eigentumswohnungen umwandeln und anschließend weiterveräußern will. Durch öffentlichen Druck gelang es jedoch, darin eine Klausel zu verankern, nach der die WiP zurücktreten kann, wenn bis zum 30. April eine Mietergenossenschaft ein gleichwertiges Kaufangebot abgibt. Hintergrund für den überstürzten Verkauf: die WiP soll noch in diesem Jahr von der Westberliner WIR (ehem. Neue Heimat) übernommen werden, 50 Millionen Mark sollen dafür in die Landeskassen fließen. Zum Bauverein zu Hamburg verfügt die WiP überdies über enge Beziehungen.

Resonanz fand die Genossenschaftsgründung auch in der Politik: Senator Strieder erklärte am Tag nach der Gründung in einer Presseerklärung seine Unterstützung. Die hat die Genossenschaft freilich auch bitter nötig, wenn sie bis zum 30. April eine Bankbürgschaft über den Kaufpreis von 27,75 Millionen Mark bekommen will. Anders als die Hamburger Aktiengesellschaft, die nach dem Börsengang förmlich in Eigenkapital schwimmt, muß die Genossenschaft den Kaufpreis fast ausschließlich über Bankkredite finanzieren. Selbst wenn die notwendige Sanierung der Häuser durch öffentliche Förderprogramme unterstützt wird, würden die durch Mietobergrenzen und Programmmieten gekappten Mieteinahmen nicht ausreichen, um den Kapitaldienst zu finanzieren. Der Vorstand der Genossenschaft fordert daher finanzielle Unterstützung des Senates, zum Beispiel durch die Gewährung eines zinsverbilligten Darlehens zum Erwerb der Wohnanlage.

Die Genossenschaft sucht jetzt auch außerhalb ihrer Wohnanlage neue Mitglieder. Bei rund 100 leerstehenden Wohnungen könnte sie diese auch relativ zügig mit Wohnraum versorgen (überwiegend Zwei-Zimmer-Wohnungen). Der würde in den Folgejahren saniert und danach langfristig zu günstigen Mieten (Mittelwert des Mietspiegels) vermietet. Die Genossenschaftler müssen nach dem Erwerb der Wohnanlage einen Anteil von 10.000 Mark einbezahlen, von denen allerdings 8.000 Mark vom Land Berlin als zinsloses Darlehen gewährt wird, das zum Teil über Eigenheimzulage bzw. Baukindergeld getilgt werden kann.
Christof Schaffelder

Informationen: Do 18-20 Uhr, Schönhauser Allee 59b, 10437 Berlin.

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