Ausgabe 02 - 2000berliner stadtzeitung
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I don`t like cops

"Fiona" - der neue Film von Amos Kollek

Manchmal kommt man aus dem Kino, und die Unterschiede zwischen Realität und Film verschwimmen. So ist es bei "Fiona", dem neuen Film von Amos Kollek. Fiona ist Anfang 30 mit sechs Monaten wurde sie von ihrer Mutter ausgesetzt. Das Einzige, was sie von ihrer Mutter hat ist eine billige Kette. Von ihrem Pflegevater mißbraucht, flüchtet sich in einen israelischen Kibbuz und landet letztendlich doch als Prostituierte und Junkie, unbewußt in die Fußstapfen ihrer Mutter tretend, die sie zufällig trifft. Aber da ist eine Leerstelle bei allen ihren Begegnungen. Anna Thomson spielt Fiona, die schon in Kolleks letztem Film "Sue" war. Auch hier hat der Hauptfigur der ganze Dreck und das Elend äußerlich nicht viel anhaben können. Sie müßte eigentlich schon viel abgefuckter aussehen. Ein Königskind, das durch viel zu tiefes Wasser watet und verzweifelt versucht, oben zu bleiben, eine mit natürlichem Talent zum Glamour, verletzlich und brutal.

In einer Kneipe zieht sie einfach ihre Miniknarre, mit der sie bisweilen kleine Läden ausraubt und knallt drei Polizisten nieder: "I don´t like cops." Sie muß untertauchen und landet letzlich in einem Crackhaus. Ursprünglich sollten alle Rollen mit Schauspielern besetzt werden. Aber im Zuge der Recherchen in den New Yorker Elendsgegenden entschied sich Kollek, die Outsider sich selbst spielen zu lassen. So sind die Szenen aus dem Crackhaus authentisch: Ganz viel Drogen, ganz viel Sex und ein bißchen Freundschaft, wenn nicht Liebe. Auf ihren nächtlichen Gängen trifft Fiona einen mittelalten, schwarzen Polizisten, der mehr in ihr sieht als die gut ausgestattete Ware. Er will seine Frau verlassen und mit ihr nach Kalifornien durchbrennen. Da scheint das Glück ganz nahe zu sein. Aber natürlich kommt es anders.
Ingrid Beerbaum

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