Ausgabe 01 - 2000berliner stadtzeitung
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Wohnturm zerstört Wohnumfeld

WBF will ein Seniorenhochhaus gegen die Proteste der Anwohner durchsetzen

Der Plan der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF), an der Koppenstraße 61 ein Hochhaus zu bauen, trifft auf den erbitterten Widerstand der Anwohner. Im Innenbereich des Blocks zwischen Koppenstraße, Singerstraße, Andreasstraße und Karl-Marx-Allee will die WBF ein 15-geschossiges Seniorenwohnhaus bauen - auf einer frisch sanierten Freifläche zwischen Plattenbauten.

"Um 8,8 Millionen Mark öffentliche Fördergelder geht es der Wohnungsbaugesellschaftgeht, uns um die Wohn- und Lebensqualität in unserem Viertel, um eine sinnvolle und soziale Baupolitik", heißt es von Seiten der "Bürgerinitiative Koppenstraße". Die Anwohner wenden sich gegen die bauliche Verdichtung und die Zerstörung von Grün- und Spielflächen vor ihrer Haustür sowie gegen den Lärm und Dreck, der durch den Bau verursacht wird. Dass ein Bauvorhaben subventioniert wird, das eine mit öffentlichen Mitteln aufwendig gestaltete Freifläche vernichtet, bezeichnet die Initiative als widersinnige Verschwendung öffentlicher Mittel.

Die WBF plante den Bau lange über die Köpfe der Anwohner hinweg. Als das Projekt im Oktober bekannt wurde, konnte man die Pläne nur noch "zur Kenntnis nehmen". Für den Fall, dass der Bau scheitern sollte, drohte die WBF mit Schadensersatzklagen in Höhe der Planungskosten von 2,667 Millionen Mark. Das Bezirksamt konnte der WBF nur "empfehlen", den Wohnturm nicht an diesem Standort zu bauen. Die WBF nahm tatsächlich einen anderen Standort in der Singerstraße in Betracht. Die Probleme wären dort allerdings kaum geringer. Der Wohnungsbaugesellschaft läuft derweil die Zeit davon: Wenn der Bau nicht spätestens im Mai begonnen wird, verfallen die schon zugesagten Fördergelder.

Seniorengerechter Wohnraum wird in Friedrichshain dringend benötigt. Doch die Bürgerinitiative bezweifelt, dass getrennte Seniorenwohnhäuser eine sinnvolle Lösung sind, und fordert die Politik auf, Fördergelder so einzusetzen, dass altersgerechter Wohnraum innerhalb des Wohnungsbestandes geschaffen wird: "Alt und Jung sollen nicht getrennt voneinander, sondern miteinander wohnen und leben können."
js

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