Ausgabe 05 - 1999berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


Zur Homepage

Der letzte Sommer im Wintergarten?

Die letzte Grünfläche an der Friedrichstraße wird zerstört

Auch die letzte große Freifläche an der Friedrichstraße wird bebaut: Auf dem ehemaligen Wintergarten-Gelände direkt südlich des Bahnhofs Friedrichstraße soll demnächst ein weiterer Geschäftskomplex mit Wohnungen gebaut werden.

Der Bauträger Züblin erhielt von der Senatsfinanzverwaltung den Zuschlag für das Grundstück, das nach einem Entwurf von Aßmann, Salomon und Scheidt mit achtgeschossigen Gebäuden und zwei Tiefgaragenebenen bebaut werden soll. Planungsvorgaben waren eine Kerngebietsnutzung mit einem Wohnanteil von 20 Prozent und eine Bauweise, die die ehemalige Parzellenstruktur des Blocks erkennbar macht. Deshalb soll der Baukörper in neun einzelne Häuser unterteilt werden. Insgesamt hat der Komplex eine Bruttogeschoßfläche von etwa 45000 Quadratmeter, die Investitionssumme bewegt sich in der Größenordnug von 400 Millionen DM. Über den Grundstückspreis, auf den man sich mit der Finanzsenatorin geeinigt hat, schweigt man sich bei Züblin jedoch aus.

Zur Zeit erarbeitet Züblin den Bauantrag, der noch im Sommer beim Stadtplanungsamt Mitte eingereicht werden soll. Dort wird man das Vorhaben voraussichtlich genehmigen, denn schon 1994 wurde über einen Bauantrag für das Wintergarten-Gelände positiv entschieden. Damals scheiterte die Bebauung jedoch, weil es zwischen dem Interessenten und der Finanzverwaltung unterschiedliche Kaufpreisvorstellungen gab.

Die Zerstörung der letzten grünen Oase in der Enge der sonst völlig verbauten Friedrichstraße trifft auf seltsam geringen Widerstand. Die Blockbebauungsideologie hat den Boulevard mittlerweile so nachhaltig in eine ermüdende Monotonie verwandelt, daß eine grüne Erholungsinsel nötiger denn je wäre. Doch offenbar wurde die Friedrichstraße als Ort des Alltagslebens längst aufgegeben. Auch im Bezirksamt Mitte scheint man zu resignieren: Es wird lediglich die Forderung erhoben, daß der Bauträger die Kosten für die Umsetzung des in der Grünanlage stehenden Brunnens zu übernehmen habe.

js

© scheinschlag 2000
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 05 - 1999