Parkstreuner

Grüne Flecken in Reichweite

Decke einpacken, Buch nicht vergessen, und schon kann´s losgehen: Der nächste Park um die Ecke ruft. Überhaupt: Es ist Frühling und die Sonnenbrillen sind wieder im Angebot. Berlin hat viele grüne Inseln, in denen man Stunden mit Nichtstun füllen, die Beine von sich strecken und die Welt doch ganz schön finden kann. Lieblingsplätze werden das: Die Mutter mit dem verzogenen Balg ist auch wieder da, die Frau mit dem ultrakurzen Pulli guckt extra nicht herüber, aber die Nette daneben fragt einen zum dritten Mal nach einer Zigarette: Balkon ist Einsiedelei dagegen; da können die Minizypressen in den Terracottatöpfen noch so nach Italien schielen. Wer sich aber traut, sein angestammtes Parkgrün zu verlassen und die magische Grenze seines Kiezes zu überqueren, der kann die anderen Parks in der Stadt entdecken. Urlaub mit Heimschlafvorteil könnte es werden. So um die 2600 Park- und Grünanlagen sind im Angebot. Mitgezählt werden da die ufernahen Günflächen, Naturschutzeinrichtungen, begrünte Trümmer- oder Müllberge, Kleingartenanlagen, Alleen, Stadtplätze, die Zoos und die Stadtwälder. Nicht zu vergessen die Friedhöfe, auf denen Hunde nichts zu suchen haben. Der Zustand der Parks steht auf einem anderen Blatt. Wegen knapper Kassen wird auch bei der Pflege gespart. So diagnostiziert man beim Mauerpark und Görlitzer Park schlicht "Übernutzung". Anders ausgedrückt: Es fehlt immer noch an Grün in Bezirken mit hoher Einwohnerzahl. Auch die trockenen Brunnen sind ärgerlich. Grotesk wird es aber, wenn der für viel Geld 1997 neuangelegte Invalidenpark mit Wasser geplant wurde, jetzt aber in die trockene Röhre gucken muß.
sas

Für Parkstreuner: Marina Goertz, Grüne Oasen in Berlin. Freizeit & Erholung in Parks und Gärten (50 Erholungsflächen werden auf 128 Seiten vorgestellt, Toilettenangaben fehlen leider), Nicolai Verlag 1999, 19,80 DM