Ausgabe 22 - 1998berliner stadtzeitung
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Bundesweiter Bildungskongreß in Vorbereitung

Fast ein Jahr ist es jetzt her, daß die große Unistreikbewegung vom letzten Wintersemester auch die Berliner Universitäten erreichte. Zum Feiern besteht aber wenig Anlaß, denn die von PolitikerInnen und Medien so hochgelobte Bewegung entpuppte sich schnell als Sturm im Federmäppchen. Nach Weihnachten war alles wieder vorbei. Viele aktive Studierende sind mit viel Frust zurückgeblieben und nur noch schwer zu mobilisieren. Andere versuchen es mit Vernetzung und Organisierung. So treffen sich vom 20 bis zum 22. November in der Schule für Erwachsenenbildung (SFE) im Berliner Mehringhof Studierende aus der ganzen Republik zur Gründung einer Bildungsgewerkschaft.

Die BildungssyndikalistInnen legen großen Wert auf basisdemokratische Strukturen. Die Mitarbeit in den von ihnen als Dienstleistungsstrukturen bezeichneten studentischen Gremien wie Asten oder Fachschaften lehnen sie ab. Von dieser Kritik werden auch linke Asten nicht ausgenommen. "Wir halten grundsätzlich nichts von dem Prinzip, uns von anderen wählen zu lassen oder andere zu wählen. Wir wollen uns selber für unsere Rechte einsetzen", meint Anna, Bildungssyndikalistin der ersten Stunde.

Wer daran anarchistische Grundsätze entdeckt, liegt nicht falsch. Die AktivistInnen des Bildungsyndikats verstehen sich als AnarchosyndikalistInnen und haben sich als Branche der Freien ArbeiterInnen Union (FAU) angeschlossen. Arthur legt allerdings Wert auf die Feststellung, daß es sich bei der Gründung nicht um eine FAU-Kopfgeburt handelt. Die Initiative für den Zusammenschluß ging von der studentischen Basis aus. Bildungssyndikate existieren mittlerweile in Berlin, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Hamburg und Münster.

Das Syndikat will neben StudentInnen und SchülerInnen auch Bedienstete der Unimensa, Reinigungspersonal, KinderpflegerInnen, LehrerInnen und ProfessorInnen organisieren. Die vordringliche Aufgabe sehen die AktivistInnen in der Zusammenarbeit mit allen abhängig Beschäftigten, um zu verhindern, daß sich die vom Sozialabbau Betroffenen gegenseitig ausspielen. Zwar besteht die Berliner Gruppe zur Zeit lediglich aus StudentInnen, und in nächster Zeit ist auch höchstens eine Ausweitung in den SchülerInnensektor absehbar. Doch grundsätzlich sieht Arthur keine Probleme, wenn sich ProfessorInnen und StudentInnen in einem gemeinsamen Verband organisieren.

Das Gründungswochenende beginnt am 20. November um 21 Uhr mit einem Film. Am Samstag beginnt der Kongreß dann um 10 Uhr mit Vorträgen aus den verschiedenen Städten. Ab 15 Uhr soll in Arbeitsgruppen programmatisch diskutiert werden, bevor am Sonntag Mittag das bundesweite Bildungssyndikat schließlich gegründet wird.

Peter Nowak

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  Ausgabe 22 - 1998