Ausgabe 15/16 - 1998berliner stadtzeitung
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Wie geht´s weiter, Tacheles?

"Pssst: ein Vertrag muß her!" fordert ein Transparent an der Fassade des Tacheles. Nachdem das Landgericht am 2. Oktober 1997 die Kündigung des Nutzungsvertrages des Künstlerhauses mit der OFD (Oberfinanzdirektion als Vertreter des Bundes) zum 30.Juli 1997 als wirksam erachtet hat, erhielt das Tacheles mehrere Räumungsdrohungen - die letzte am 6.April 1998. Wie bei allen anderen Räumungsdrohungen zuvor, geschah jedoch auch diesmal nichts. Da man außerdem auch nichts vom Investor Fundus oder der "Noch-Besitzerin" OFD hört, macht sich beim Tacheles langsam wieder Entspannung breit. Das einzige Problem stellt die finanzielle Lage dar, da das Tacheles seit Oktober 1997 und somit seit dem Ablaufen des Nutzungsrechtes, keine Zuschüsse mehr von Land oder Bund erhält. Es muß sich jetzt ausschließlich durch Veranstaltungen und Aktionen finanzieren. Außerdem wird jetzt abends samstags und sonntags jeweils eine Mark Eintritt für das gesamte Haus verlangt.

Weil das Gelände offiziell noch der OFD gehört und Fundus der Kauf nur zugesichert und in Aussicht gestellt wurde, hat die OFD auch weiterhin die Schwarze-Peter-Karte. Seit Abbruch der Verhandlungen im Frühjahr 1997 steht Fundus nämlich auf dem Standpunkt, nur ein geräumtes Tacheles kaufen zu wollen. Die OFD muß also vor dem Verkauf die Räumung vollziehen - und sie ist außerdem noch an Entschädigungsansprüche der Alteigentümer an den Nachbargrundstücken gebunden, die später auch zum Fundus-Gelände gehören sollen. Das Problem hierbei ist auch die Frage, ob der Kaufpreis die Ansprüche der Alteigentümer abdeckt. Die einzige Frist, die Fundus einhalten muß, ist die Verwirklichung des Projekts vier Jahre nach der Eigentumsübertragung und der Erteilung der Baugenehmigung. Da das alles immer weiter in die Ferne zu rücken scheint, will das Tacheles ab Herbst wieder endgültig den Alltag einkehren lassen.

Saskia Möschl

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